Wie bei der Mitgliederversammlung des HTV vorgestellt, soll der Hans-Hassemer-Platz in einen so genannten Kunstrasenplatz der 4. Generation umgebaut werden. Als Beispiel wird der neue Kunstrasenplatz beim FC Ober-Absteinach 1922 e.V. vorgestellt.
Aber passt ein solches Vorhaben auch für den HTV-Platz?
- Ober-Absteinach – Ein umweltfreundlicher und nachhaltiger Kunstrasenplatz?
- Der Vergleich hinkt
- Verwendete Materialien
- Leichtathletik-Disziplinen nicht möglich
- Pflege und Wartung des Kunstrasenplatzes und Wässerung
Ober-Absteinach – Ein umweltfreundlicher und nachhaltiger Kunstrasenplatz?
Im Oktober 2021 begann die Sanierung des bereits vorhandenen Kunstrasenplatzen beim FC Ober-Absteinach. Dieser alte Kunstrasenplatz wurde komplett recycelt und in einen Platz neuster Generation umgestaltet – ökologisch das sinnvollste und nachhaltigste, was man hier machen konnte. Kunstrasenplätze haben eine Haltbarkeit von ca. 10-12 Jahren, danach müssen sie erneuert werden. Das ist hier geschehen, indem man den alten Platz in einen neuen umgewandelt hat. Wir empfehlen, folgende Dokumentation anzusehen: https://www.3sat.de/wissen/nano/220623-kunstrasen-nano-100.html.
Wie bei der Mitgliederversammlung des HTV vorgestellte, soll der Hans-Hassemer-Platz ebenfalls in einen so genannten Kunstrasenplatz der 4. Generation umgebaut werden. Dieses Vorzeigemodell wurde ebenfalls bei der Sitzung des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung vom Sachverständigen Matthias Braun (IngenieurbüroMBPlan) präsentiert, s. Präsentation MBPlan.
Der Vergleich hinkt
Für sich gesprochen, klingt das Projekt gut, so lautet es auf der Website des FC Ober-Absteinach 1922 e.V.:
„Bei dieser ökologischen Sanierungsmaßnahme werden 100% des alten Kunstrasensystems inklusive Mikro-Plastik in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt, über 300 t CO2 -Äquivalent eingespart sowie ca. 135 t Abfall vermieden.“
(Quelle: https://fc-oberabtsteinach.de/sportplatz-projekt/). Das Vorzeigemodell Ober-Absteinach ist gerade deshalb so vorbildlich, weil hier alle Materialien des alten Kunstrasensystems in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt wurden.
Der Hans-Hassemer-Platz ist ein Naturrasenplatz, kein Kunstrasenplatz der ersetzt werden muss und auch kein Rollrasenplatz. In diesem Fall eine bestehende Naturrasenfläche komplett durch einen Kunststoffrasenplatz ersetzt werden, der in 10-12 Jahren erneuert werden sollte. Naturprodukte werden hier durch Kunstprodukte ersetzt, nicht marode Kunstprodukte durch neue, ökologischere. Abfall wird hier also nicht vermieden, sondern geschaffen!
Berücksichtigt sollte auch werden, dass auf dem Platz in Ober-Absteinach Fußball gespielt wird. Beim HTV wird Rugby und American Football gespielt (s. Hierzu Beitrag zum Thema Halmlänge).
Verwendete Materialien
Laut Präsentation des Sachverständigen sind dies die Optionen:
- Einstreugranulat: Maisöl, Kork, Holzgranulat oder Olivenschroth
- Halme: Kern aus recyceltem PE (40%), Mantel aus neuem PE (60%) Faser aus rapsölbasierendem Kunststoff
- Die Folie, die es zum Befestigen der Halme bedarf, wird in der Präsentation nicht erwähnt. Hierfür wird ein Fußballfeld große Fläche Kunststoff verwendet.
Auf unsere Frage an den Leiter des Sportamtes nach der Sitzung des Sportausschusses der Stadt Heidelberg im Juni 2024, ob gewährleistet sei, dass der Hans-Hassemer-Platz ein Kunstrasen wie in Ober-Absteinach verbaut, erhalten würde, lautete die mündliche Aussage: Bei Kunstrasen 4. Generation werden nicht zwingend Halme aus Rapsöl verbaut, dies ist eine Kostenfrage. Auch der Sachverständige Matthias Braun betonte vor dem Sportausschuss, dass das Einstreugranulat zu 100% pflanzlich basiert und bio-abbaubar sein kann – nicht muss.
Wir möchten daran erinnern, dass die Mitglieder des HTV auch aufgrund von dieser Aussage pro Bauherrschaft abgestimmt haben. Bei der Abstimmung wurde nicht erwähnt, dass es dazu kommen kann, dass aus Kostengründen andere (Umwelt belastendere und aus sportlicher Sicht verletzungsgefährdendere) Materialien verbaut werden. Wir sind daher skeptisch, ob gewährleistet ist, dass das Füllmaterial zu 100% aus pflanzlich basiertem und bio-abbaubaren Einstreugranulat bestehen wird?
Kosten
Laut Sachverständigen der Stadt Heidelberg amortisieren sich die Kosten, die ein Kunstrasen teurer kommen, als ein Naturrasen, nach 10-12 Jahren. Nach dieser Zeit ist ein Kunstrasen aber abgenutzt und muss zumindest erneuert werden – das ist beim Naturrasen nicht der Fall. Können solche Kosten, die die Steuerzahler*innen zu stemmen haben, nicht vermieden werden?
Siehe hierzu auch die Seite Kosten