Sportaspekte

Untergrund

Der Hans-Hassemer-Platz hat einen ausgezeichneten Rasen, der sich über Jahrzehnte immer wieder sehr schnell regeneriert hat, und sich auch von größeren Schäden problemlos erholen kann. Einzig die Wasserempfindlichkeit stellt einen Schwachpunkt dar, da der Platz historisch über keine Drainage verfügt, sondern mit Steinen und Geröll unterfüttert ist. Sowohl neigt er bei warmen, trockenen Wetter und länger unterlassener Wässerung dazu, an der Oberfläche sehr trocken und hart zu werden. Dies führt in der Praxis zu durchaus belastenden Situationen für die Sportler – die Gefahr des Umknickens und die generelle Belastung der Gelenke in diesem Platzzustand ist hoch. Daher ist es wichtig, das Gras in „grünem“ Zustand zu halten. Andererseits kann es bei einsetzendem niederschlagsreicheren Wetter und nicht abgestellter Bewässerungsanlage zu einer „Überwässerung“ kommen. In diesem Zustand wird der Platz schlammig, und die Rasenoberfläche kann leichter Schaden nehmen. Einige Stellen liegen durch jahrzehntelange Erdaustragungen durch die Stollenschuhe der Sportler tiefer als andere Bereiche, und es gibt stellenweise Verdichtungen.

Es ist also wichtig, bei Witterungsumschwung schnell die passende Bewässerungseinstellung zu aktivieren (i.d.R. heißt das derzeit nur „an“ oder „aus“). Die unterirdische, händisch zu bedienende Bewässerungsanlage mit sehr eingeschränkten Möglichkeiten der Dosierung macht es schwer, tagesaktuell die benötigte Wassermenge zuzuführen – ein Regensensor und eine Fernbedienung, z.B. über eine App, könnten hier Abhilfe schaffen, siehe auch Alternative.

Rugby

Dadurch, dass in Heidelberg beim HRK und TSV bereits seit vielen Jahren auf zwei Kunstrasenplätzen Rugby gespielt wird, verfügen auch die HTV-Spieler*innen durchaus über praktische Erfahrungen mit diesem Untergrund. Die negativen Erfahrungen sind auf der Seite Gesundheitsaspekte zusammengefasst. Aus den jeweiligen Vereinen kommen auch ablehnende Töne zu dem künstlichen Untergrund, und wenn möglich wird im Training auf Naturrasen ausgewichen. Zwar handelt es sich bei diesen Plätzen um ältere Bauarten, aber:

Laut Richtlinien von des Deutschen Rugby-Verbandes und World Rugby unterliegen Kunstrasenplätze gewissen Normen und Prüfungen. Wir verweisen auf die DRV-Richtlinien (s. Quelle DRV_RichtlinieRugbyplaetze, 22.6-22.9, S. 23f) . Zur Wartung eines solchen Platzes heißt es:

„Die Partei, die die Rugby-Rasenfläche erwirbt und/oder für die Wartung und/oder Verwaltung der Rugby-Rasenfläche verantwortlich ist, muss dem akkreditierten Prüfungsinstitut regelmäßig, wie vom Verband und/oder von World Rugby gefordert, nachweisen, dass sie die Rugby-Rasenfläche so pflegt, dass sie weiterhin der Rugby-Rasen-Leistungsspezifikation, den Anforderungen der Regulation 22 und der Regel 1.1 der Regeln des Spiels entspricht.“

Laut World Rugby Regulation 22 muss ein Kunstrasenplatz diese Bedingungen erfüllen:

“In accordance with World Rugby Regulation 22 any artificial turf used for any form of competitive contact rugby (at all levels of the game) needs to comply with World Rugby Regulation 22 and the Rugby Turf Performance Specification.”

Kunstrasenplätze der 4. Generation sind laut World Rugby noch nicht zertifiziert. Internationale Turniere sind demnach (noch) nicht erlaubt. Anforderungen an den Platz unterliegen strikten rugbyspezifischen Anforderungen.

Zu prüfen ist, ob – da die Sportstätte des HTV über lang oder kurz zu einer großen Spielstätte mit Tribünen, Parkplätzen und entwsprechenden sanitären Anlagen umgebaut werden soll – dieser Art von Rasen für Turniere und Spiele mit internationalem Charakter überhaupt zugelassen ist.

Leichtathletik

Die Leichtathletikabteilung wurde nicht in die Überlegungen zu Kunstrasen eingebunden oder darüber informiert – auf der am 12. April 2024 stattfindenden Mitgliederversammlung wurde seitens des Vereinsvorstands die Aussage getroffen, dass die Leichtathletik in der Ausübung Ihrer Disziplinen nicht durch den künstlichen Platzbelag eingeschränkt werde. Bei der Sitzung des Sportausschusses am 20.06.2024 wurde vom Abgeordneten Bülent Teztiker, Die Grünen, die Frage gestellt, ob Leichtathletik-Disziplinen, wie Wurfsportarten (Hammer, Speer, Kugel, Diskus) auf dieser Art von Kunstrasen ausgeübt werden können. Die Antwort des Sachverständigen Braun lautete: „Solche Sportarten werden auf diesem Rasen nicht gespielt.“

Hintergrund: Die Wurfgeräte können die Oberfläche des Kunstrasens beschädigen. Aber was bedeutet das nun für die Ausübung der Leichtathletik-Disziplinen auf dem Hans-Hassemer-Platz, auch im Rahmen des Schulsports?

Die „Heidelberg Hunters“ sind als Abteilung für die Errichtung eines Kunstrasenfeldes, um die Verfügbarkeit als Trainingsfeld sicherzustellen (Platzsperren sind natürlich für alle hinderlich für die Trainingsplanung). Die Spiele finden derzeit überwiegend im Fritz-Grunebaum-Sportpark statt – auf Naturrasen. Der Grund ist das dort höhere Fassungsvermögen für Zuschauer durch Tribünen.

Footballspieler können sich durch ihre Sportkleidung, die auch die Gliedmaßen bedecken kann, besser gegen Verletzungen wie Schürfwunden schützten, als das bei anderen Sportarten der Fall ist.

Fußball

Laut Amt für Sport und Gesundheit besteht eine der Bedingungen der Vergabe der Bauherrschaft an den HTV darin, dass der Fußballverein FG Rohrbach die Sportanlage mit nutzen kann. Der HTV hat keine eigene Fußballabteilung, und bislang spielen auf dem Hans-Hassemer-Platz nur die „Freizeitkicker“ Fußball, eine abteilungsübergreifende Gruppe mit vielen „alten Herren“.

Auf der am 12. April 2024 stattfindenden Mitgliederversammlung wurde versichert, dass es nicht zu Kapazitätsengpässen bei der zusätzlichen Nutzung durch die FG Rohrbach kommen würde, da die Spiele der HTV-Abteilungen stets Vorrang hätten.

Praktikabilität der vier Sportarten auf einem Feld

A. Halmlänge und Büschelpflanzung

Wie soll die für Fußball notwendige kürzere Halmlänge des Kunstrasens mit der für Rugby- und American Football benötigten längeren Halmlänge vereinbart werden? Wie steht es hierzu mit dem Leichtathletik-Betrieb, der ggf. gar nicht mehr stattfinden kann? Damit die genannten Sportarten ideal ausgeführt werden können, benötigen die unterschiedlichen Sportarten unterschiedliche Halmlängen und Bepflanzung der Grasbüschel.

B. Linienabzeichnung

Als ein großer Vorteil des Kunstrasen gilt auch, dass das Feld nicht vor jedem Spiel durch die Stadt Heidelberg abgezeichnet werden muss. Dies bedeutet aber, dass auf dem Spielfeld eine permanente Bemalung angebracht wird. Für drei Sportarten würde das so aussehen (ohne Berücksichtigung, dass die Bemalung beim American Football selbst normalerweise mehrfarbig ist):

Skizze Kunstrasen mit Bemalung für drei Sportarten (Amercian Football, Rugby, Fußball)
(hier: rot – American Football, schwarz – Rugby, grün – Fußball)

U. E. wird das Spielfeld unüberschaubarer. Vor der Umsetzung geben wir zu Bedenken, zu prüfen, ob eine Dreifachbemalung praktikabel ist. Ist der Platz erst einmal so umgesetzt, ist keine Korrektur mehr möglich.

Schulsport

Für den Schulsport dürfte durchaus entscheidend sein, welche Sportarten auf dem künstlichen Feld ausgeübt werden dürfen – siehe Leichtathletik.

Auch die extrem hohen Temperaturen im Sommer über der künstlichen Oberfläche (siehe hier) dürften mit ihrer Belastung schwerwiegender sein als die Vorteile einer besseren Planbarkeit der Verfügbarkeit durch Kunstrasen.

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